Seit 2013 bestehen enge freundschaftliche Verbindungen mit dem ASSR Slowakia
Auslandshilfe: Ein Angebot des ASB Regionalverbands Halle/Bitterfeld e.V. mit einem Mehrwert in Sachen Völkerverständigung, Solidarität und Nachhaltigkeit.
An einem dieser ungewöhnlich warmen und sonnigen Februartage dieses Jahres sind wir in der Geschäftsstelle des ASB Regionalverbandes Halle/Bitterfeld e.V. mit dem Geschäftsführer Maik Scharf verabredet. Heute wollen wir mehr über den intensiven Freundschaftsbund des ASB-Regionalverbandes mit der Vereinigung der „Samaritaner der Slowakischen Republik“ (ASSR) wissen.
Was war der Auslöser dieser internationalen und über die Landesgrenzen hinweg so intensiven Beziehungen?
Herr Scharf berichtet, dass im Frühjahr 2013 das Hochwasser nicht nur hier in Mitteldeutschland enorme Schäden angerichtet hat, sondern auch weiter östlich, in der Slowakei. Der Fluss Hornád, an welchem die wunderschöne Stadt Košice liegt, trat über seine Ufer und Teile der Stadt, die in etwa so groß wie Halle ist, standen unter Wasser. An sich gilt Košice als „Geheimtipp“ und manch einer ist der festen Überzeugung, dass die knapp 240.000 Einwohner in der schönsten Stadt des Landes leben, obwohl da noch die berühmte Hauptstadt Bratislava am Ufer der Donau „residiert“. Doch im Juni 2013 sah das anders aus. Geröll, Schlamm und Wasser hatten nicht nur hier in Mitteldeutschland große Schäden verursacht. Auch die Kollegen vom ASSR waren rund um die Uhr im Einsatz und nachdem sich die Lage beruhigt, das Wasser sich ins Flussbett zurückgezogen hatte, konnte man auch in der Slowakei die gewaltigen Schäden bemessen. Und hier kam unser Regionalverband ins Spiel: Schnell und unbürokratisch standen die deutschen Kollegen den slowakischen „Samaritanern“ zur Seite. Eine komplette Kindergarteneinrichtung wurde gebraucht und kurzer Hand geliefert. Kleine Tischchen und Stühlchen und Schränkchen kamen in Košice an, unzählige Kuscheltiere machten sich auf den Weg in die Stadt am Dreiländereck Ungarn, Ukraine und Polen
„Was damals mit der Hilfe für Kindergärten in der Ostslowakei begann, setzte sich schnell fort“, erzählt Maik Scharf. Mittlerweile hat der Regionalverband mehrere solcher „Hilfstransporte“ organisiert. Denn: Sobald der medizinische Standard überholt ist und es das Qualitätsmanagement in Deutschland verlangt, die Pflegebetten in den ASB-Einrichtungen neuen Richtlinien anzupassen, modernere aufzustellen, hat man plötzlich Betten, die hier keiner mehr braucht. „Jedoch gibt es in der Slowakei Pflegeheime, denen es genau an solchen, immer noch hochwertigen Pflegebetten mangelt. Mit Hilfe unserer Freunde vom ASB Regionalverband Magdeburg e.V. haben wir vor einiger Zeit solche, hier ausrangierten, Betten in die Slowakei geliefert“, so Scharf.
Diese Art der internationalen Solidarität und Zusammenarbeit unter den Samaritern ist aber nur die eine Seite der intensiven Beziehungen des Regionalverbandes Halle/Bitterfeld e.V. zum ASSR.
Die andere Seite betrifft die gemeinsamen Übungen zum Katastrophenschutz, die seit Jahren Anfang Mai stattfinden.
Dann sieht man eine lange ASB-Kolonne aus der Stadt fahren. Von der Hordorfer Straße aus starten in Richtung A 4 und weiter bis in die Slowakei, ins hübsche Städtchen Poprad in der Hohen Tatra, ASB-Transporter, LKWs, ASB-Rettungswagen und ein moderner Feldkochherd, welcher streng bewacht wird von Herrn Waja, dem „Smutje“ des Unternehmens.
Eine riesige Zeltstadt wird in kürzester Zeit in der Nähe von Poprad errichtet. Diese Zeltstadt beherbergt für drei Tage und Nächte bis zu 180 Samariter und Samariterinnen. „Und hier kommt wieder unser Herr Waja, Koch aus dem ASB-Pflegeheim in der Elsteraue, ins Spiel“, so Scharf. „Ohne ihn wäre das „Abenteuer Slowakei“ undenkbar, denn er bekocht mit seinen Köstlichkeiten alle Freiwilligen vor Ort und sorgt für 180 warme Mahlzeiten am Tag.“
Gut gestärkt wird so im Gebirge der Ernstfall geprobt: Menschen müssen geborgen und medizinisch versorgt werden, Hundestaffeln sind im Einsatz, Brände müssen gelöscht und die Stromversorgung wieder hergestellt werden. Ein gewaltiges Areal ist Übungsplatz und Ausbildungsstätte für die „Helfer im Auslandseinsatz“ und „ihre Verletztendarsteller“, größtenteils Ehrenamtler des ASSR. Der Lerneffekt für alle beteiligten Verbände ist enorm, die Authentizität der Übungen bringt manchen Teilnehmer auch an seine Grenzen. „Da trifft man nachts im Wald schon mal auf Uniformierte, die das Gewehr auf einen richten. Dass dies ein fiktiver Einsatz von Soldaten war und nur Platzpatronen verwendet wurden bei einer schier endlosen Nachtwanderung, darüber hat uns vorher niemand aufgeklärt. Ich hörte immer wieder im Befehlston „Passport, Passport…!“ und jemand Fremdes fuchtelte mit einem Gewehr vor meiner Nase herum“, erzählt Maik Scharf schmunzelnd. Erst Dr. med. Marcel Sedlacko, sein guter Freund und Präsident des ASSR hat ihn später informiert, dass dieser „besondere Einsatz der Soldaten“ Bestandteil der gemeinsamen Katastrophenübung war. Damit werden die Teilnehmer auf Stress-Situationen bei Auslandseinsätzen vorbereitet. Erleichtert lagen sich beide Männer, die inzwischen auch privat eine enge Freundschaft verbindet, in den Armen.
Übrigens: Während des gesamten Einsatzes herrscht strengstes Alkoholverbot, erst am letzten Abend wird gefeiert. Es gibt Steaks und Würstchen vom Grill und beim einen oder anderen Bier plaudern die Männer und Frauen gelöst und erleichtert über ihre Erlebnisse und Erfahrungen im Einsatz, denn drei anstrengende, aber lehrreiche Tage liegen nun hinter ihnen.
Mit Unterstützung des Arbeiter-Samariter-Bundes Österreich (ASBÖ), mit Kollegen von Hilfsorganisationen aus Rumänien, Polen, Ungarn und dem ASB Regionalverband Halle/Bitterfeld e.V. hat die ASSR eine schnelle Task Force (Slovak Rapid Response Team SkSRRT) gegründet, die eng mit dem slowakischen Innenministerium zusammenarbeitet und an verschiedenen internationalen Übungen und Einsätzen teilnimmt, u.a. auch an dem im Frühjahr am Fuße der Hohen Tatra stattfindenden Einsatz. Der nächste „Auslandseinsatz“ des ASB Regionalverbandes Halle/Bitterfeld steht bald an:
Vom 01.05. – 05. 05.2019 zieht es wieder zwölf Mitarbeiter und Ehrenamtler Richtung Osten in die Hohe Tatra und Herr Waja macht sich bereits seit Wochen darüber Gedanken, wie und womit er die Hundertschaft dann versorgen wird. Ohne ihn würde ein sehr wichtiges Mitglied des gesamten Teams fehlen!